27.10.2010

Achtung! Stöckchenwurfgebiet!

Den Linkshirnextremisten wurden zwei Stöckchen zugeworfen: eins von Impactsuspect, eins von Order by Rand.

Und hier nun unsere in einem kollektiven Schaffensprozess entstandenen multiplen Antworten.

Fragen von Impactsuspect:

1. Welcher Film ist von deinen Lieblingsfilmen der älteste, und warum?
- "Panzerkreuzer Potemkin" natürlich. Je nachdem, wie das "warum" gemeint ist: a) Weil er nun mal weit vor den geradzahligen Star-Trek-Filmen gedreht wurde bzw. b) weil er sich erstaunlich frischgeghalten hat (Broca-Areal)
- Clockwork Orange, weil er vor den anderen gedreht wurde. (pantoffelpunk)
- Dafür müsste ich meine Filme in meinem Gehirn mal chronologisch ordnen. Aber aus dem Bauchgehirn heraus würde ich mal auf »The Invisible Man« tippen eine große Liebeserklärung an den Film mit einem unsichtbaren Mann. Gerüchten zufolge Grundlage für das gleichnamige Queen-Lied von … später. (Typ aus Moskau)
- "Modern times" (Rabenviech)
- "Der kleine Muck" (Marax)

2. Wenn dir Zeitreisen möglich wären, in welcher Zeit würdest du dich gerne mal umsehen?
- Eine Zeit, in der es keine Science-Fiction-Filme mehr gibt. (pantoffelpunk)
- In die Zeit kurz nach der Oktoberrevolution, um einen gewissen Herrn Uljanow davon zu überzeugen, daß er seine Hoffnungen bloß nicht in die Deutschen setzen soll. (Broca-Areal)
- In die Zeit, in der ein Low-Budget-Film namens "Flipper vs Dracula" den Startschuss für die Revolution markiert. (Elquee)
- Ich würde, achtung, mit einem Raketenwerfer und einem grooooßen Haufen Raketen an die Ostküste der späteren US of Unfug reisen und Kolumbus gebührend begrüßen. Danach würde ich das Leben als Nachfolger Manitous genießen. Oder ins alte Rom, aber das geht auch um Waffen. Ich könnte mir auch was Pazifistisches ausdenken, aber das ist mir gerade zu schwer. (Typ aus Moskau)

3. Was würdest du in eine Zeitkapsel legen, wenn das Ende der Zivilisation bevorstünde?
- Einen Zettel, auf dem steht "Die Party ist leider schon vorbei, aber gekühltes Bier steht noch im Kühlschrank" (Marax)
- Sämtliche Star-Trek-Staffeln und -Filme in möglichst unverwüstlicher Form - und mit einem Hinweis an die potentiellen Finder: "Guckt euch das mal an. Ist es so, wie es gekommen ist, nicht doch besser als mit dieser unerträglichen Föderation und diesen schrecklichen Pyjamas?" (Broca-Areal)
- Selbstverständlich eine DVD von "Flipper vs Dracula" (Elquee)
- Android-Handy und Labello mit Geschmack. (anonym)
- Das Kapital Band I-III, latürnich. Und den ausgedruckten (sic!) Linkshirnblog. (Typ aus Moskau)

4. Nehmen wir mal an, du bist Gott, und du musst mal dringend für 5 Minuten auf Toilette. Wem würdest du in der Zwischenzeit die Erde anvertrauen?
- Meiner Mutter. Sie würde es garantiert schaffen, den ganzen Planeten in den 5 Minuten aufzuräumen, abzuspülen und sogar in den letzten Ecken staubzusaugen. (pantoffelpunk)
- Irgendeinem anderen Gott.(anonym)

5. Wann haben wir endlich humanoide Roboter und Jetpacks?
Wir haben noch keine humanoiden Roboter? Wer sind dann diese Gestalten, die behaupten, unsere Regierung zu sein?!?!? (Broca-Areal)

6. Benutzt du diese Untersetzer für Gläser?
- Gläser? Bier trinkt man aus der Flasche! (Broca-Areal)
- Ich trinke prinzipiell nur Wässerchen aus 0,7l Flaschen. Was anderes gibt es hier in der Enklave Freies Moskau auch nicht. (Typ aus Moskau)

7. Welches Buch hat dich am meisten in deiner persönlichen Entwicklung beeinflusst?
- Die Bibel und das kommunistische Manifest, siehe hier (das ist aus propagandistischen Zwecken gelogen, macht aber nichts). (pantoffelpunk)
- Mein Vorstrafenregister und das Buch über die Bienen und Blumen ^^ (Marax)
- Ich lese nur .pdfs bis meine Aufmerksamkeitsspanne abreißt (ca. sechs Seiten). (Typ aus Moskau)

8. Wo warst du, als “Dark Angel” abgesetzt wurde?
- Who the Föck ist "Dark Angel"? Ist das von Russ Meyer? Oder geht es um Fischereisport? (pantoffelpunk)
- Hört sich an wie etwas, das bei "Tatort Internet" mitspielt. (Elquee)
- Wikipedia sagt mir, das war 2002, daran kann ich mich nicht erinnern. (Typ aus Moskau)


Fragen von Order by Rand:

1. Du darfst einen Tag in die Rolle einer Roman-/Filmfigur deiner Wahl schlüpfen. Welche wäre das? Warum?
- Das wäre dann wohl Nero Wolf. Der sitzt schön zu Hause rum, trinkt Rotrwein und gärtnert, während andere für ihn die Laufarbeit machen. Das wichtigste: Er kann ausschlafen. (Impactsuspect)
- Holly Golightly. Wobei es empörend ist, dass Tiffany kein Frühstück anbietet, was nach der Revolution auf jeden Fall geändert werden wird (Elquee)
- Dejar (Vorname unbekannt) aus der DS9-Folge "Destiny". Aus Gründen. (Broca-Areal)

2. Erinnerst du dich noch an Filme oder Serien aus deiner Kindheit? Welche davon sollten deiner Meinung nach unbedingt wiederholt werden?
- Ich erinnere mich an alle! Und keine sollte wiederholt werden, das würde nur die Erinnerung kaputtmachen. (Impactsuspect)
- Keine. Ich wurde streng erzogen. Es gab nur Vodka und und die Marx-Engels-Werke. (Typ aus Moskau)
- "Die Herrscher der Zeit" - unglaublich wunderwunderschöne Zeichentrickserie. (Wie mir Wikipedia gerade mitteilt, ist es wohl eigentlich ein Film, wurde aber irgendwann in den Achtzigern mal in Episoden im Rahmen einer Sendung mit verschiedenen Zeichentricksachen gesendet.) (Broca-Areal)

3. Du hast die Möglichkeit, eine Rede vor den mächtigsten Personen der Erde zu halten. Was möchtest du ihnen unbedingt mitteilen?
- Öhm. Ich würde sagen, dass es mir der Anstand eigentlich verbietet, dass zu sagen, was ich sagen will, und daher würde ich es pantomimisch vormachen, was ich zu sagen habe. (Impactsuspect)
- Ich rede nicht mit jedem. Und vor jedem auch nicht (Elquee)
- Ist mein Rückzug gesichert? (Typ aus Moskau)
- Ich würde die Waffen sprechen lassen. (Broca-Areal)

4. Wenn für deinen Lebensunterhalt garantiert gesorgt wäre, was würdest du tun?
- Erst einmal ausschlafen. (Impactsuspect)
- Erst ausschlafen, dann vielleicht zur Revolution gehen, bisschen twittern, Musik runterladen. (anonym)
- Ausschlafen, aber so gegen Mittag trotzdem zur Arbeit gehen. (Broca-Areal)

5. Du wachst eines Morgens auf und stellst fest, dass du der einzige Mensch auf der Welt bist. Was würde diese Situation für dich bedeuten?
- Ich könnte dann endlich einmal ausschlafen. (Impactsuspect)
- Kein Team Fortress 2 mehr. (Typ aus Moskau)
- Ich würde erst einmal sicherstellen, dass alle die, die ich nicht leiden kann, auch wirklich nicht mehr da sind. (anonym)
- Oh nein, ganz alleine bei Twitter! :O (Broca-Areal)

6. Deine Eltern rufen an und erzählen, dass sie gerade in der Stadt sind und dich in 10 Minuten besuchen werden. Wie bekommst du deine Wohnung am schnellsten in einen elterntauglichen Zustand?
- Ich würde es ganz lassen, und sie in der Stadt zum Essen einladen. (Impactsuspect)
- Ich bin nicht rangegangen, weil die immer mit unterdrückter Nummer anrufen. (anonym)
- Ich räume für Gäste prinzipiell nicht auf, das machen gefangene Konterrevolutionäre für mich. (Typ aus Moskau)
- Meine Eltern kennen mich gut genug, um entweder a) so etwas gar nicht erst zu tun oder aber b) den Zustand meiner Wohnung in Kauf zu nehmen. (Broca-Areal)

7. Du drückst dich seit Tagen davor, einkaufen zu gehen. Welcher Notstand treibt dich letztendlich dazu, es doch zu tun?
- Eine Vielzahl von konsumspezifischen Gründen könnten mich dazu treiben einkaufen zu gehen. Oft gehe ich einfach auch nur einkaufen, weil ich Lust habe einkaufen zu gehen, wandere solange durch Supermärkte, bis man mich für einen Ladendieb hält, und gehe dann ohne was zu kaufen nach hause, weil ich merke, dass ich gar nichts brauche. (Impactsuspect)
- Wenn die letzte Cola light ausgetrunken ist und die vorletzte Zigarette geraucht ist, ist der große Moment gekommen (Elquee)
- Cola ist alle. (sanczny)
- Hier gibt es Supermärkte ja im Internetz. (Typ aus Moskau)
- Bier alle. (Broca-Areal)

8. Und als letzte Frage natürlich: Was hast du noch im Kühlschrank?
- Erdbeerjoghurt! [Stimmt gar nicht, dass ist nur die linkshirnextremistische Antwort. In echt ist es natürlich Blaubeerjoghurt.] (Impactsuspect)
- Heute nix, aber warme Cola light und Zigaretten sind noch reichlich vorhanden (Elquee)
- Cola und Schokolade. (anonym)
- Öhm. (Typ aus Moskau)
- Zwei Sorten Käse, Krautsalat, Eier (noch nicht abgelaufen!), Möhren, Bier. (Broca-Areal)


Mit diesen Fragen geht es nun weiter:

1. Was sollte man mit Bloggern machen, die mit Stöckchen um sich werfen?
1a. Verstößt das nicht gegen das Folterverbot?
2. Wie lange wird Dich Deine bürgerliche Herkunft und Erziehung noch daran hindern, zur Waffe zu greifen und endlich die Revolution zu beginnen?
3. Wer sollte den Soundtrack zur Revolution beisteuern?
4. Sollten die Linkshirnextremisten sich im Kampf uniformieren? Wenn ja, wie?
5. Ist eine Revolution ohne Katzencontent denkbar?
6. Ist noch Bier da? Vielleicht hinter dem Rotwein?
7. Wie sollten wir Deiner Meinung nach nach der Revolution Arbeit organisieren?
8. Wie lautet der Titel des Films, von dem Du hoffst, dass er eines Tages - natürlich zur Beschleunigung der Revolution - gedreht wird?



Blögge, die dieses Stöckchen zugeworfen bekommen:
- http://www.plastikstuhl.de
- Sportswire
- Freunde Cardassias e.V.
- Gotts Blog
- Pantoffelpunk
- Sascha Lobo

21.10.2010

Das antimigränische Manifest

§ 1 Bei vielen Menschen ist der Kopf lediglich das obere Ende des Verdauungstrakts.
§ 1.2 Um diese Leute soll es hier nicht gehen.

§ 2 Sondern um diejenigen, deren Schädelinneres zusätzlich ein Hochgeschwindigkeits–Informationsverarbeitungs-Rechen-Netzwerk (HIRN) beherbergt.
§ 2.1 Mit je weniger Stroh dieses gepolstert ist, um so häufiger macht es aua.
§ 2.1.1 Oftmals durch den Zusammenprall mit der Parallelgesellschaft des in § 1 erwähnten Kulturkreises.

§ 3 Das können wir nicht gutheißen.
§ 3.1 Und lustige Flimmermuster auf der Netzhaut, durch die man den Kurzschlüssen auf der Großhirnrinde unmittelbar zugucken kann, sind auch keine Entschädigung für das nachfolgende Elend.

§ 4 Migräne ist eine scheißdrecksverfickte betriebswirtschaftlerarschgesichtige Pottsau.

§ 5 Wir fordern sie daher letztmalig auf, sich gefälligst dort auszutoben, wo Platz ist (siehe § 1).
§ 5.1 Frühaufsteherdiktatoren, FDP-Wähler & -Mitglieder, Vereinte-Föderation-der-Planeten-Tollfinder und Leitkulturfans gehören mit Migräneanfällen nicht unter einmal pro Woche bestraft.


18.10.2010

Linkshirnextremistisches Manifest gegen den Pärchenterror

weil: Singleleben ist das Beste seit geschnitten Brot

§0 Es geht hier nicht, und wenn dann peripher, also eigentlich gar nicht, um Musik. Auch nicht um Popmusik.

§1 Das Pärchendasein verengt den geistigen Horizont auf eine einzige Person. Dadurch wird der Blick auf all die anderen Irren versperrt, die einem im Leben noch so über den Weg laufen.

§2 Das Leben als sogenannter »Single« bietet Vorteile. Davon einige:
§2.1 Terminliche Abhängigkeit nur noch von den Institutionen der Frühaufsteher_innendiktatur, denn die fragen nicht ob man sie mag.
§2.1.1 Deswegen müssen die auch schnell weg.

§2.2 Keine Besuche bei irgendwelchen Menschen, die man fortan »Stiefeltern« zu nennen hat und keine Ausflüge an eher semiinteressante Orte wie Neuschwanstein, Rügen oder Prenzlauer Berg.
§2.2.1 Erst Recht kein Zuziehen an oben genannte Orte oder den lausigen Grundbesitz der Möchtegernaristokratischen Bauernfamilie, deren jüngsten Sproß man in einem Berliner Club getroffen hat.

§2.3 Im Bett essen/twittern/schlafen, ohne dass jemand meckert.
§2.3.1 Keine eingeschlafenen Gliedmaßen, weil jemand draufliegt.
§2.3.2 Keine lästigen Arztbesuche (»Knallen bis der Arzt kommt.«)

§2.4 Kein sich in der Küche komisch angucken, weil niemand kochen kann.

§2.5 Pupsen.

§2.6 Man muss sich niemandes Namen merken. Für Ausnahmen s. §1
§2.6.1 Die Frage »Schatz, war ich gut?« entfällt, denn man weiß ja, dass man beim Masturbieren sein bestes gegeben hat.
§2.6.2 Sowieso keine zum Erbrechen dämlichen Spitznämchen.

§2.7 Kein Hinterherputzen. Das was man den Mitbewohner_innen hinterherputzen muss ist im Regelfall schon mehr als genug.
§2.7.1 Das Bad für sich alleine nutzen. (Es sei denn es sind immer noch Mitbewohner_innen in der Wohnung.)
§2.7.2 Haarbürsten die man selber nutzt ohne fremde Haare. (Es sei denn die Mitbewohner_innen haben trotz allem noch immer nicht aufgegeben.)

§2.8 Allein sein Geld ausgeben.

§2.9 Geimeinsame Fernsehabende wie Popstars oder Germany Next Topmodel finden nicht statt. Man kann sich also sein Bier bei einem kulturell gepflegten Porno (»2 guys 1 cup«) in Ruhe reinziehen.

§2.10 Man muss niemanden andauernd sturzbetrunken auf dem Lenker oder Gepäckträger eines Fahrrads transportieren. Wenn man sowas denn überhaupt besitzt. Oder Kotze im Auto wegmachen.

§2.11 Man muss sich nicht jeden Tag hübsch machen.

§2.12 Männern hinterhergucken, ohne erst den Partner anzuschauen, ob der guckt^^
§2.12.1 Man kann sich jeden Sonntag Mittag neu in einen süßen Menschen verlieben, den man nie wieder sieht.

§2.13 Durch Krisen kann man auch alleine gehen. Oder torkeln, siehe Biermanifest.
§2.13.1 Getränkekisten schaffen automatisch gute Muskeln. Niemand hört einem ächzen oder aus dem letzten Loch pfeifen.

§2.14 Man kann heiße Henry Rollins Poster an die Wand machen.
§2.14.1 Niemandem Rechenschaft ablegen müssen.

§2.15 Mit der besten Freundin ohne Störungen lästern.

§3 Hmmm.

§4 Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Gegen wild in Darkrooms rumficken hat ja niemand was.

17.10.2010

Wenn dem so wäre, wie dem nicht ist. Eine linkshirnextremistische Anekdote.

Es trug sich zu eines samstags Mittags, daß der Schreiberling sich befand vor dem Roten Rathause zu Berlin und befand, daß es Schluß zu sein habe mit der ganzen reaktionären Grütze, die Tag für Tag die Menschheit umschwappt. Geschult durch die ideologische Kompetenz, die nur dem Linkshirnextremismus innewohnt packte er den revolutionären Eifer aus dem Jutebeutel aus, blies ihn auf, bis kurz vor dem Momente des Platzens und versicherte sich der Unterstützung der revolutionären Massenmassen.Dies war ein Moment, der kurz zum Zögern einlud, denn die Massenmassen fehlten. Der Schreiberling beschloß, daß es keineswegs der Moment war sich zum Zweifeln einladen zu lassen und legte weiterhin fest, daß die Massenmassen alleine durch ihre potentielle Anwesenheit, Rückzug, Vorstoß und Jubelfläche freizuhalten haben. Wenn es scheiterte könne man sie im Nachhinein immer noch für ihr Fernbleiben im Momente der Revolution tadeln.

Mit dem revolutionären Eifer unter dem Arm geklemmt betrat der Schreiberling also die Hallen dessen was nicht zu sein hat und stellte den Eifer fein säuberlich vor dem Tresen des Empfanges ab.

„Ich verlange zu wissen wo der Balkon sich befindet, der dafür eingeteilt ist das Ende der Republiken, die Revolution, die Zerschlagung der Frühaufsteher_innendiktatur zu poklamieren.“ polterte er die, ob eines solchen Übermaß revolutionären Eifers, verdutzt dreinschauende Gestalt am Empfang an.

„Sie müssen wissen, daß es keinen Balkon für solch einen abstrusen Anlass gibt. Und es ist schwerstens illegal obendrein.“

„Meine Dame, es ist doch wohl keineswegs die Aufgabe der Revolution sich um die Tugenden dessen was nicht sein soll zu kümmern, noch die Aufgabe der Revolutionäre diese zu beachten.“

„Ich weiß nun nicht wo Sie gerade Revolutionäre sehen, ich sehe einen, einen mit einer undefinierbarer Plastikbeigabe obendrein, welche mit revolutionärer Eifer betitelt ist, jedenfalls haben wir keinen Balkon um das Ende der Republiken zu verkünden.“

„Unterschätzen Sie nicht die imaginäre Macht der revolutionären Massenmassen! Wenn dem so wäre, wie dem nicht ist, dann läge das offensichtlicher auf der Hand. Es ist dem aber nun so wie es ist und nicht wie dem nicht ist, deswegen ist es falsch. Ob Sie das verstehen ist mir nun egal, ich werde mich von dannen machen und mit den revolutionären Massenmassen das Ende des Endes der Geschichte feiern. Versauern Sie doch in Ihrer schlecht bezahlten Arbeit im Hort des Verrates an der Revolution des Linkshirnextremismus.“

Diese Tirade schien Wirkung gezeigt zu haben, jedenfalls schloß sie sich mir an. Vielleicht hatte sie auch einfach nur Feierabend und zufälligerweise denselben Weg. Neben den Massenmassen und dem aufblasbaren revolutionärem Eifer waren wir nun schon zwei, die lärmend und die Agent_innen des Falschen aufs bitterste beschimpfend, Richtung Kreuzberg zogen.

Auf dem Wege trug es sich zu, daß eine Dame, die ihre besten Tage schon einige Jahrzehnte hinter sich hatte, einer anderen, gleiche Verfallsstufe, den Weg zur Schaltzentrale der Reaktion, dem hässlichen Protzbau des Axel Springer Verlags, wies. Unser Demonstrationszug der Massenmassen hielt an um diese Verfehlung nicht unkorrigiert vonstatten gehen zu lassen.

„Heda, alte Frau“, kurze Tumulte entbrennen, die Frau will das allzu Offensichtliche nicht anerkennen und versucht die Revolution mit ihrer Krokodilslederhandtasche zu bremsen, „in den Tagen der Revolution wird nicht auf die Zentralen des Falschen verwiesen.“

„Revolution?! Was ist das denn bitte? Stalin?“

„Knapp daneben, werte Dame, der Linkshirnextremismus zerschlägt die Macht und die Frühaufsteherdiktatur. Das Wochenende wird zur ersten Bürger_innenpflicht“, man beachte wie der Unterstrich mitgesprochen wird, eine wahrlich revolutionäre Geste, „und mit Axel Springer ist es nun auch vorbei.“

Sie versuchte noch einmal mich und meine wackere Mitstreiterin, sie hatte stellte sich später heraus zwar wirklich Feierabend und beschloß diesen zu nutzen um der Revolution zu helfen, aus dem Portale des Rathauses, welches rot ist, mit ihrem Produkt aus Krokodilshaut empfindlich zu schädigen, die imaginären Massenmassen waren ob ihrer gespenstischen Gegenständlichkeit gänzlich unbeeindruckt geblieben, und entschwand mit einer Tirade über die Jugend von heute, oder die jungen Erwachsenen, in ihrem Alter könnte aber auch alles einen Verstoß gegen die vorweimarschen Moralkodexe ihrer Jugend bedeuten.

Wir gingen weiter, zerschlugen die Macht des Scheißverlags zu unserer Rechten durch bloße Ignoranz, bogen rechts ab um die taz direkt mit in den Strudel zu reißen. So warfen wir dreißig Farbeier gegen die Promenade und zwangen sie so zur Aufgabe. Und begaben uns schließlich auf das neugeschaffene Feld der linkshirnextremistischen Revolution, dort wo früher der Reichstag zu sein beliebte. Noch bevor der linke Bewegungszirkus ihn belagern konnte hatte der Linkshirnextremismus ihn zu Fall gebracht. Wenn dem so wäre, wie dem nicht ist, dann wäre dem so.