Asozial-dekadenten-Außenministercontent schließt das Manifest der Linkshirnextremisten zwar nicht ausdrücklich aus; dennoch sollte die Erwähnung einschlägig vorbelasteter (FDP) Kommunistenparanoiker ähnlich strengen Begründungsrichtlinien unterliegen wie jene von niedlichen, zu Fäkalattentaten neigenden und fellknäuelkotzenden Fellknäueln. Um beide soll es hier deshalb auch nicht gehen; es sollte reichen, daß der von unseren Steuern schmarotzende Vizekanzler kürzlich wegen Beleidigung angezeigt wurde - http://www.op-online.de/nachrichten/politik/hartz-iv-empfaenger-zeigt-westerwelle-635610.html , leider von einem Peter-Hartz-Musterschüler, der sich den Medien gegenüber dermaßen arbeitswillig präsentiert, daß sich dagegen Frau Holles Haushaltssklavin Glücksmarie geradezu in der sozialen Hängematte aalt.
Nein, das Web ist schon dermaßen voll mit geiferndem (pickliger Parteichef) bzw. schnurrendem (pelzige Haustyrannen) Content, daß dadurch der Blick auf eine Seuche versperrt wird, die sogar schon an die Türen von Sprachkritikern geschätzter Qualitätsholzmedien klopft – nur ein sorgfältiges Lektorat konnte bislang Schlimmeres verhindern.
Die Rede ist natürlich vom Denkverzichtsbegriff Nr. 1, dem schon Johann Friedrich von Schiller die Zeilen widmete: „Und wenn dir gar nichts mehr einfällt / Verwende das Wort Spannungsfeld.“
Wissenschaftler rätseln noch, wann und wie der Ausdruck aus seinem natürlichen Lebensraum von Physik und Elektrotechnik ausbrechen konnte, in dem seine Anwesenheit sinnvoll und erwünscht ist. Sicher ist nur, daß er spätestens seit Mitte der nuller Jahre Vertreter des gesamten textproduzierenden Gewerbes infiziert hat; besonders schwer betroffen sind die geisteswissenschaftliche Seminarliteratur sowie das Feuilleton – beide seit jeher besonders anfällig für Geschwurbelgeschwulste.
In schweren, aber dennoch typischen Fällen überwuchern dann Gebilde wie dieses jeglichen, wenn überhaupt vorhandenen Sinngehalt: „Im Spannungsfeld zwischen interkommunalen Raumentwicklungen, wahrnehmungsgeographischen Barrieren und Freizeitgesellschaft“ – das übersetze mir mal jemand ins Verständliche, dessen Wahrnehmungsgeographie sich weiter erstreckt als meine.
Na schön, immerhin läßt das Wort „zwischen“ erahnen, daß die nebulösen Objekte dieser Konstruktion irgendwie voneinander entfernt sind, was dann eben eine Spannung erzeugt wie etwa zwischen Anode und Kathode. Die meisten verbalen Spannungsfelder erstrecken sich denn auch zwischen Begriffen, die als Gegensätze angesehen werden, etwa zwischen „Flexibilität und Produktivität“, „Ökonomie und Ökologie“ oder „Gesetz und Markt“ (schon interessant, was unter kapitalistischen Bedingungen alles so als Widerspruch gilt) – und letztlich bewegte sich heute ja auch mein Frühstück im Spannungsfeld zwischen Erdbeermarmelade und Leberwurst. Vom Spannungsfeld zwischen Toast und Brötchen ganz zu schweigen.
So lange also ein „Spannungsfeld zwischen X und Y“ auftaucht, könnte der Leser dies tolerant als inflationäre Metapher hinnehmen. Vielleicht sogar als Arbeitsersparnis, da sich der Text sofort in der Schublade „Schaumschlägerei“ entsorgen läßt.
Längst hat sich das Spannungsfeld aber auch vom letzten Rest an metaphorischem Gehalt losgelöst und flottiert nun völlig frei als Intellektprothese im Sprachgebrauch der Nichtdenkenden: „Bildung im Spannungsfeld veränderter Rahmenbedingungen“ – halloooooo, WO bitte?!? Noch irgendwer zuhause im Spannungsfeld des Hirnkastens oder schon finaler Kurzschluß?!?!?!? Gut, in einem Rahmen kann man etwas einspannen – aber noch sind wir immerhin nicht so weit, daß etwa Kunsthistoriker von der „Mona Lisa im Spannungsfeld ihrer Leinwand“ daherfaseln. Und ein unheilbarer Optimist, wer in der Phrase „Der CIO im Spannungsfeld IT-Betrieb“ subversive Systemkritik vermutet. Nein, das ist wirklich genau so hirnbefreit, wie es klingt. Wer das immer noch nicht glauben mag, möge sich das „Lehrerheft mit Unterrichtsvorschlägen und Schülerheft: Spannungsfeld Freizeit“ (Verlag Krapp & Gutknecht) zu Gemüte führen. Wenn schon die Freizeit Spannungszustände auslöst, möchte man sich das Spannungsfeld Schule gar nicht erst ausmalen, schon gar nicht mit solchen Unterrichtsmaterialien.
Und damit soll dann hier auch Schluß sein – ich spüre, wie sich in meinen Nacken-, Rücken- und Kiefermuskeln schmerzhafte Spannungsfelder aufbau- ... AAAHRGH ...
Ich wollte das lesen, aber es ging nicht!
AntwortenLöschenWieso nicht? Aus technischen oder aus Verständnisgründen?
AntwortenLöschenBei der Auswahl nehme ich die Verständnisgründe! Wobei ich es natürlich verstehe, soweit ich es lesen kann, aber das ist nicht besonders weit. Und dann kann ich nicht mehr weiterlesen, aus Verständnisgründen. Aber das ist ja auch eins der Basics für neue linksradikale Splittergruppen aus den Siebzigern: Dass man ihre Texte unmöglich zuende lesen kann. Glückwunsch und sportlicher Gruß,
AntwortenLöschenGenosse Gesamtfront
Ja, wir stehen in der Tradition des Adorniterordens. Das läßt sich nicht verleugnen.
AntwortenLöschenWarum ihr euch nun so speziell am Begriff des - zweifellos strunzbescheuerten - "Spannungsfeldes" hochzieht, leuchtet mir nicht so richtig ein. Klar: Bürgerliche Presse ist nicht der Kommunismus; und die realen Ursachen und Faktoren z.B. der furchtbaren "Bildung im Spannungfeld veränderter Rahmenbedingungen" legen die sich nicht vor - aber wo ist da jetzt der Witz?
AntwortenLöschenVielleicht einfach mehr Absätze machen?
AntwortenLöschen@Hauk_e: Wir ziehen uns an allem hoch, was uns auf den Wecker fällt. Das Spannungsfeld war nun mal als erstes dran.
AntwortenLöschenUnd wenn das Spannungsfeld uns demnächst wieder nervt, dann kann es gut sein, dass es nochmal drankommt...
AntwortenLöschenGenau: "Das Spannungsfeld im Spannungsfeld des Spannungsfeldes" oder so.
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